Ein Nagel saß in einem Stück Holz
Joachim Ringelnatz (1883–1934)
Ein Nagel saß in einem Stück Holz, der war auf seine Gattin sehr stolz. Die trug eine goldene Haube, und war eine Messingschraube. Sie war etwas locker und etwas verschraubt, sowohl in der Liebe als auch überhaupt. Sie liebte ein Häkchen und traf sich mit ihm in einem Astloch, sie wurden intim. Kurz, eines Tages entfernte sie sich und ließ den armen Nagel im Stich. Der arme Nagel bog sich vor Schmerz, noch niemals hatte sein eisernes Herz so bittere Leiden gekostet. Bald war er beinahe verrostet.
Da aber kehrte sein früheres Glück, die alte Schraube wieder zurück. Sie glänzte über das ganze Gesicht, ja, alte Liebe rostet nicht.
1. Lies den Text halblaut.
2. Dieser Text sieht gar nicht aus wie ein Gedicht. Aber wenn du ihn liest, merkst du, dass es doch eines ist. Hier stimmt also die Textform nicht. Bringe das in Ordnung! Schreibe das Gedicht in der richtigen Form in dein Heft!
Tipp: Das Gedicht hat 18 Verszeilen und 2 Strophen.
Heimatlose
Joachim Ringelnatz
Ich bin fast gestorben vor Schreck: In dem Haus, wo ich zu Gast
war, im Versteck, bewegte sich, regte sich
plötzlich hinter einem Brett in einem Kasten neben dem Klosett,
ohne Beinchen, stumm, fremd und nett ein Meerschweinchen.
Sah mich bange an, sah mich lange an, sann wohl hin und sann her,
wagte sich dann heran und fragte mich: „Wo ist das Meer?"
3. Bei diesem Gedicht ist die Umformung etwas schwieriger. Bringe auch hier das Gedicht in die richtige Form!
Tipp: Auch dieses Gedicht hat 18 Verszeilen, aber nur eine Strophe.
4. Unterstreiche in beiden Gedichten die Reimwörter. Erkläre, warum sich Wörter reimen.
5. Vergleiche die beiden Gedichte! Wie unterscheiden sich die Reime. Beschreibe den Unterschied!
6. Trage die Gedichte in der Klasse vor! Achte dabei auf die richtige Betonung der Wörter.


